Erreger der Urethritis (u.a. Gonokokken, Chlamydien, Mykoplasmen) gehören zu den häufigsten sexuell übertragenen Infektionen. Je nach verursachendem Erreger kann es zu unterschiedlich ausgeprägten Manifestationen kommen, allerdings ist weder die Unterscheidung der Erreger noch der Ausschluss von Koinfektionen alleine aufgrund anamnestischer und klinischer Merkmale sicher möglich. In der praktischen Versorgungssituation ist jedoch im Regelfall, noch vor Erhalt des mikrobiologischen / laborchemischen Erregernachweises, die Einleitung einer kalkulierten antibiotischen Therapie indiziert. Ziel der Erstellung der S3-Leitlinie mit systematischer Aufarbeitung der Evidenz (GRADE), repräsentativer Leitlinienkommission und strukturierter Konsens-findung ist die Förderung einer integrativen, Erreger-übergreifenden Herangehensweise unter Berücksichtigung der Epidemiologie von Koinfektionen und der Suszeptibilität/Resistenzlage relevanter bakterieller Erreger. Dies soll der komplexen Versorgungsrealität Rechnung tragen und die Heterogenität der Versorgung sowie Über-, Unter- und Fehlversorgung mit Antibiotika reduzieren.