Sexuell übertragbare Infektionen

Symptomatik, Epidemiologie, Diagnose, Therapie & Prävention

Symptomatik

Brennender oder schmerzhafter Harndrang

  • vaginaler Juckreiz oder Schmerzen
  • Veränderungen des Vaginalausflusses

Candidose (Pilzerkrankung)

75% der Frauen erkranken wenigstens einmal im Leben an einer Vulvovaginalcandidose. 5% der Erkrankten leiden an einer chronisch-rezidivierenden Vulvovaginalcandidose (das heißt mindestens 4 Rezidive/Jahr).

  • 10-20% bei gesunden nicht schwangeren prämenopausalen Frauen.
  • 20-30% bei unbehandelten Schwangeren am Geburtstermin.
  • 5-10% bei allen nicht schwangeren Frauen.
  • > 30% bei Abwehrschwächen oder Immunsuppression.
  • Risikogruppen: Jüngere sexuell aktive Frauen mit häufigem Partnerwechsel, Sexarbeiterinnen.
  • Prädisponierende Faktoren: U.a. Orale Antikontrazeptiva, Schwangerschaft, Diabetes mellitus, immunsuppressive Therapie, HIV-Infektion.

Weißlicher, teilweise krümeliger Fluor vaginalis, ödematöse Schwellung und Rötung der Vaginalschleimhaut mit abwischbaren weißlichen Belägen, Pruritus, Brennen. Bei schweren Formen Kolpitis bis hin zur nekrotisierenden Kolpitis.

C. albicans-Infektionen verlaufen regelmäßig mit Juckreiz und Brennen sowie mit Kolpitis und/oder Vulvitis.

Infektionen mit C. glabrata-Infektionen verlaufen eher asymptomatisch; gelegentlich werden Juckreiz und geringes Brennen beklagt; Vulvitis tritt sehr selten auf.

Klinische Inspektion von Vulva und Vagina
Nativpräparat aus Vaginalsekret: Scheidensekret wird auf einen Objektträger auftragen und mit einem Tropfen Kochsalzlösung vermischen. Mikroskopie bei einer 250-400-fachen Vergrößerung. Ggf. Phasenkontrastmikroskopie (ergibt plastischere Bilder)

Mykologische Kultur: Anzüchtung aus Vaginalsekret. Zur Bestimmung der Pilzart sind Subkulturen auf Reis Agar erforderlich, um die  Chlamydosporenbildung von C. albicans beurteilen zu können. Candida glabrata bildet weder echte Mycelien noch Pseudomycelien Keimschlauchtest

Gonorrhoe, Trichomonadenkolpitis, bakterielle Vaginose und Vaginitis; Vulvovaginitis mit Nachweis von A-Streptokokken.

Allgemein sollte eine eingehende Hygieneberatung erfolgen. Abhängig vom Schweregrad der Erkrankung ist folgendes Vorgehen empfehlenswert:

  • Waschmodus: Verwendung von reinem Olivenöl zur Reinigung, keine Seifen verwenden, ggf. abduschen, keine Waschlappen wegen Kontaminationsgefahr. Unterwäsche und Handtücher als Kochwäsche behandeln (> 90 °C waschen)
  • Abklärung möglicher Grunderkrankung wie Darmcandidose, Diabetes mellitus, immundefizitäre Erkrankungen.
  • Mitbehandlung des Partners denn Partner kann evtl. auch ohne klinische Erscheinungen Überträger sein.
  • Frage nach häufiger Einnahme von Breitbandantibiotika
  •  Antiseptische Maßnahmen (Spülungen oder Umschläge) mit Octenidin.
  • 2mal/Tag Lokaltherapie mit topischen Antimykotika, z.B. Ciclopirox (z.B. Batrafen Creme), Bifonazol (z.B. Mycospor Creme) oder Clotrimazol (z.B. Canesten).
  • Zudem ist die Anwendung von Vaginaltabletten oder -zäpfchen erforderlich.
  • Bei rezidivierender Candidose mit C. albicans kann eine perorale Eintagestherapie mit Itraconazol-Präparaten (z.B. Siros 2mal/Tag 200 mg p.o. über 1 Tag) oder Fluconazol (z.B. Diflucan) einmalig 150 mg p.o. erfolgreich sein. Candida glabrata bzw. Candida krusei sind gegen Azole nur wenig empfindlich! Daher ist bei chronischen Vaginalbeschwerden durch C. glabrata eine wenigstens 2-3-wöchige Therapie mit Fluconazol von mindestens 750 mg/Tag indiziert. Bei Candida krusei-Vaginitis genügt meist eine Lokaltherapie
  • Bei schweren Fällen bzw. bei therapieresistentem Verlauf einer C. glabrata- oder C. krusei-Infektion kann Posaconazol versucht werden: 2mal/Tag 400 mg (10 ml) p.o. (Tagesdosis 800 mg) oder 4mal/Tag 200 mg (5 ml) p.o. für 10-14 Tage
  • Bei schweren Fällen bzw. bei therapieresistentem Verlauf einer C. glabrata- oder C. krusei-Infektion kann alternativ Voriconazol angewendet werden. Erwachsene u. Kinder > 12 J.: Initial am 1. Behandlungstag 400 mg p.o. Bei Pat. mit < 40 kg KG 200 mg p.o. alle 12 Std. Erhaltungsdosis ab 2. Behandlungstag: 2mal/Tag 200 mg p.o. (Pat. > 40 kg KG) bzw. 2mal/Tag 100 mg p.o. (Pat. < 40 kg KG). Therapiedauer 3 Tage
  • Ggf. Behandlung einer zugrunde liegenden Darmcandidose

Aufklärung der Patientin über prädisponierende Faktoren. Wichtig ist die sorgfältige Hygiene:

  • Keine Waschlappen (bzw. Einmal-Waschlappen) wegen Kontaminationsgefahr
  • Unterwäsche und Handtücher jeden Tag wechseln und kochen (für mind. 5-10 Min.)
  • Keine Tampons (okkludierende Wirkung!)
  • Vorsichtige genitale Reinigung um Verschmutzung der Vulva mit Stuhl zu vermeiden
  • Keine zu eng anliegende Unterwäsche
  • Aufbau der physiologischen Flora, z.B. mit Lactobacillus acidophilus (z.B. Vagiflor)

Stuhlsanierung und Symbioselenkung. Insbesondere bei rezidivierenden Candidosen im Vaginalbereich sind anschließend unterstützende Präparate zum Wiederaufbau der Vaginalflora (z.B. Vagiflor) sinnvoll. Anwendung von Buttermilchsitzbädern und Joghurttamponaden kann versucht werden.

Möglichst kohlenhydratarme Ernährung, Meiden von Antibiotika wenn möglich.